Typische Anzeichen eines Suchtproblems

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Häufig stellt sich Führungskräften die Frage: Wie erkenne ich denn überhaupt, dass es bei jemandem ein Suchtproblem gibt? Vorab daher eine wichtige Info: Als Führungskraft musst du nicht erkennen, ob es sich wirklich um eine Sucht handelt. Du solltest jedoch erkennen, wenn es Veränderungen gibt, die untypisch für diesen Menschen sind und für die Zusammenarbeit langfristig problematisch werden könnten.
Grundsätzlich unterscheidet man drei Kategorien der Auffälligkeiten:
  • Persönlichkeit
  • Erscheinung
  • Arbeitsverhalten
Wichtig ist: Jede der Auffälligkeiten kann natürlich mehrere Ursachen haben, somit Vorsicht vor zu schneller Einstufung. Was zählt ist immer der Gesamteindruck! Wenn du also eine oder mehrere davon wahrnimmst, lohnt es sich, zunächst genauer hinzuschauen, ob es noch weitere Hinweise gibt. Und wenn es aus allen drei Bereichen Auffälligkeiten gibt, ist es Zeit, ein Gespräch zu führen, um einen besseren Eindruck von der tatsächlichen Situation zu bekommen.

Persönlichkeit

Zu den Auffälligkeiten in der Persönlichkeit zählt zum Beispiel, dass jemand häufig oder gar immer schlechte Laune hat, oder dass die Stimmung immer wieder relativ stark schwankt. Heißt, von jetzt auf gleich schlägt die Stimmung um, und als Kolleg:in oder Führungskraft weiß ich gar nicht, was jetzt auf einmal los ist.
Besonders auffällig ist häufig auch die wachsende Unzuverlässigkeit. Eine bisher sehr zuverlässige Person kommt plötzlich zu spät, macht Fehler, die sie bisher nie gemacht hat oder hält Termine nicht ein. Auch im privaten Kontext werden Verabredungen kurzfristig abgesagt oder auch versäumt, ohne Bescheid zu sagen. Oft ist es auch für die betroffene Person eine Belastung, ständig andere Menschen zu enttäuschen. Diese negativen Gefühle wiederum können dazu führen, dass sich das problematische Konsumverhalten weiter verstärkt.
Auch Ausreden gehören zu den beobachtbaren Veränderungen. Wenn sich nach einer Zeit die typischen Ausreden wie „Ich hab' verschlafen“, „Die Bahn hatte Verspätung“ etc. schon abgenutzt haben, fangen Betroffene teilweise an, sich kreativere Ausreden einfallen zu lassen. Dabei werden häufig externe Faktoren oder auch andere Personen vorgeschoben, anstatt die eigenen Fehler einzugestehen.

Erscheinung

Bei der Erscheinung geht es darum „was höre ich, was sehe ich, was rieche ich“. Also spricht die Person anders als sonst, leiser oder lauter, gibt es Schwierigkeiten in der Aussprache, lallt sie, oder aber hat sie nur ein Thema, über das sie spricht, wie z. B. über Computerspiele?
Gibt es optische Anzeichen, wie z. B. mangelnde Körperpflege, hat sie plötzlich schmutzige Kleidung an, obwohl sie bisher immer ordentlich war? Wie ist der Gang, die Körperhaltung? Und nicht zuletzt – wie sehen die Augen aus? Die Augen sagen sehr viel darüber aus, ob jemand im Hier und Jetzt oder geistig abwesend ist, ob jemand klar, fit und fokussiert ist, oder eben nicht.
Und auch der Geruch sagt einiges aus. Auch hier kann man wahrnehmen, ob jemand die eigene Pflege vernachlässigt, oder im Gegenteil versucht, Auffälligkeiten mit Gerüchen zu überdecken: mit Deo, Rasierwasser, Parfum oder Kaugummis.

Arbeitsverhalten

Auch im Arbeitsverhalten wird sichtbar, wenn etwas nicht stimmt. Die Krankheitstage zeigen dies beispielsweise ziemlich deutlich an. Insbesondere gehäufte Montagskrankheiten sind ein Anzeichen dafür, dass am Wochenende irgendetwas betrieben wird, was die Arbeitsfähigkeit über das Wochenende hinaus beeinträchtigt.
Auch spürbare Schwankungen der Leistung über den Tag oder die Woche sind ein deutliches Anzeichen. Häufig kommt es zum Beispiel vor, dass die betroffene Person erst gegen Mittag leistungsfähig wird, wenn die Auswirkungen des Konsums vom Vorabend langsam verflogen sind. Andersherum kann es auch vorkommen, dass der Pegel im Tagesverlauf zunimmt und die Arbeit darunter leidet.
Auch das Meiden des direkten Kontakts mit der Führungskraft kann ein Anzeichen sein, dass die Person die Befürchtung hat, jemand könnte entdecken, dass etwas nicht stimmt. Der Gedankengang: "Die Kolleginnen und Kollegen werden es schon für sich behalten, wenn sie etwas vermuten, aber wenn die Chefin etwas merkt, dann habe ich ein Problem."

Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, um Auffälligkeiten anzusprechen?

Im Sinne der Prävention empfiehlt sich: so früh wie möglich! Selbst, wenn den Auffälligkeiten andere Ursachen zugrunde liegen, ist es gut, darüber zu sprechen, weil einerseits du einen besseren Eindruck bekommst und andererseits der oder die Mitarbeitende merkt, dass du hinschaust, deine Fürsorgepflicht ernst nimmst und im Fall der Fälle auch Unterstützung anbietest.
Auch das Bauchgefühl zeigt uns oft an, wenn etwas nicht stimmt. Nimm dieses Bauchgefühl ernst!
Spätestens wenn arbeitsvertragliche Pflichten verletzt werden, besteht Handlungsbedarf. Leider ist das Problem oft aber schon so fortgeschritten, dass es eher ein Klärungs- als ein Fürsorgegespräch braucht. Grundsätzlich unterscheiden sich die beiden Vorgehensweisen deutlich. Schaue dir dazu gerne die weiteren Beiträge zu den Themen Gesprächsführung und Sucht an.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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