Mit dem inneren Kritiker umgehen

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Jede:r von uns kennt ihn – diesen inneren Kritiker, der uns ständig begleitet und uns mit Selbstzweifeln und Kritik konfrontiert. Doch wer ist dieser innere Kritiker eigentlich? Ist er unser Freund, der uns vor Fehlern bewahren möchte, oder ist er unser Feind, der uns daran hindert, unser volles Potenzial zu entfalten? In diesem Beitrag wird die Rolle des inneren Kritikers sowie seine Auswirkungen auf unser Leben beleuchtet. Außerdem erhältst du Einblicke in praktische Strategien, um einen konstruktiven Umgang mit ihm zu finden.

Welche Stimme spricht da in uns?

Hast du dich schon einmal gefragt, warum du manchmal so hart mit dir selbst ins Gericht gehst? Warum du dir einredest, dass du nicht gut genug bist, dass andere erfolgreicher oder talentierter sind? Dieser innere Kritiker, der in uns spricht, hat viele Gesichter. Er ist derjenige, der uns bei jedem Fehler sofort zur Rechenschaft zieht, der uns mit negativen Gedanken überhäuft und uns das Gefühl gibt, nie zu genügen – beispielsweise mit folgenden Worten:
  • „Deine Arbeit ist einfach nicht gut genug.”
  • „Deine Kolleg:innen haben es voll drauf … im Gegensatz zu dir!”
  • „Du bist ein:e Blender:in.”
  • „Du strengst dich nicht genug an.”
Doch wer ist dieser innere Kritiker eigentlich? Und warum ist er so mächtig? Der innere Kritiker ist eine facettenreiche Stimme in unserem Kopf, die aus unseren Ängsten, Unsicherheiten und negativen Glaubenssätzen entsteht. Er hat an allem, was wir denken, tun oder fühlen, etwas zu bemängeln und ist damit eine Kombination aus …
  • Selbstzweifeln,
  • Perfektionismus und
  • dem Bedürfnis nach Anerkennung.
Bereits bei kleinen Fehlern ruft der innere Kritiker sofort: „Du bist völlig inkompetent!” Er kommt besonders zum Vorschein, wenn wir uns mit anderen vergleichen: „Der Kollege war bei der Präsentation viel selbstbewusster als du.” oder „Deine Kollegin kennt sich viel besser aus als du.” Ein sehr guter Freund des Kritikers ist übrigens der Perfektionismus: „Du musst das noch besser machen. Das reicht noch nicht. Streng dich mehr an ...” Manchmal sorgt er sogar dafür, dass wir uns bei der Arbeit wie ein:e Hochstapler:in fühlen: „Wenn die anderen wüssten, wie wenig du weißt und kannst – dann wärst du sofort unten durch.” Hinter unserem Kritiker verbergen sich nämlich häufig Ängste, wie beispielsweise die Angst, dass unsere Fähigkeiten nicht ausreichen, etwas nicht fehlerfrei hinzubekommen oder von anderen abgelehnt zu werden.

Die Auswirkungen des inneren Kritikers

Wie du sicherlich bereits erahnen kannst, hat die Stimme des inneren Kritikers weitreichende Auswirkungen auf dein Leben. Sie kann dich dazu bringen, dich ständig zu vergleichen, dich minderwertig zu fühlen und dich in einem Hamsterrad von Selbstkritik und Unzufriedenheit zu verstricken. Psychischer Druck, Verspannungen, Unruhe und Erschöpfung können die Folge sein. Doch das ist nicht alles: Der innere Kritiker kann auch deine zwischenmenschlichen Beziehungen beeinträchtigen, indem er dich dazu bringt, dich zurückzuziehen oder defensiv zu reagieren.
Trotz der Tatsache, dass der innere Kritiker gelegentlich dazu beiträgt, uns vor Fehlern zu bewahren, ist er oft ein Hindernis auf unserem Weg zu persönlichem Wachstum. Er ist wie ein ständiger Begleiter, der uns mal antreibt, mal lähmt und der oft schwer zu kontrollieren ist.
Beachte: Es ist wichtig zu erkennen, dass der innere Kritiker nicht immer recht hat. Seine Kritik ist oft einseitig, übertrieben und basiert oft auf irrationalen Ängsten sowie falschen Überzeugungen.

Strategien zum Umgang mit dem inneren Kritiker

Doch wie kannst du lernen, mit ihm umzugehen, ohne dass er die Kontrolle über dein Leben übernimmt? Das Wichtigste vorab: Sei geduldig mit dir und deinem Kritiker. Ihr lebt praktisch schon dein ganzes Leben zusammen, daher kannst du schlecht von dir verlangen, über Nacht alles zu verändern. Die folgenden 4 Schritte werden dir aber dabei helfen, deinem Ziel nach und nach näher zu kommen.

1. Den inneren Kritiker besser kennenlernen

Der erste Schritt im Umgang mit dem inneren Kritiker ist, ihn besser kennenzulernen. Indem du dir bewusst machst, in welchen Situationen er sich meldet, was er sagt und welche Gefühle er in uns auslöst, kannst du seine Stimme besser identifizieren und verstehen. Stelle dir deshalb hin und wieder einfach die folgenden Fragen:
  • In welchen Situationen meldet sich mein innerer Kritiker?
  • Was sagt er dann zu mir?
  • Welche Gefühle löst er bei mir aus?
Bringe deine persönlichen Kritiker-Sätze schriftlich auf den Punkt, beispielsweise so: „Ich bin ein:e schlechte:r Mitarbeiter:in.” oder „Ich bin zu alt, um mich in eine neue Aufgabe einzuarbeiten.” Diese klare Darstellung ermöglicht es dir, die Kritikpunkte des inneren Kritikers besser zu identifizieren und zu hinterfragen.

2. Die eigenen Ängsten identifizieren

Überlege dir im zweiten Schritt, welche Ängste jeweils hinter diesen Kritikpunkten stehen könnten. Wovor möchte dich der Kritiker schützen? Wenn du zum Beispiel bei Präsentationen immer sehr kritisch mit dir selbst bist, könnte dahinter die Angst stehen, von den Kolleg:innen bei schlechter Leistung weniger geschätzt zu werden. In diesem Schritt ist es wichtig, dass du dich deinen Ängsten stellst und dir bewusst machst, dass sie oft unbegründet sind.

3. Die eigenen Stärken entdecken

Nachdem du deine eigenen Ängste identifiziert hast, erkunde im dritten Schritt, wie du wirklich bist. Was denkst du in Situationen, in denen du dich stark und selbstbewusst fühlst, über dich und deine Umwelt? Diese Momente geben dir Einblicke in deine starke Seite und positive Eigenschaften, die du dem inneren Kritiker entgegensetzen kannst. Dabei geht es nicht darum, dich übermäßig zu loben, sondern vielmehr darum, ein ausgewogenes und realistisches Bild von dir selbst zu entwickeln – also ein Bild, das differenzierter ist als das, was der Kritiker dir innerlich mitteilt. Lege dir am besten zu jedem Kritikpunkt ein bis zwei Sätze zurecht, die du dir innerlich aufsagst, wenn der innere Kritiker mal wieder an dir und deinen Fähigkeiten zweifelt. Anstatt zu denken „Ich bin ein:e schlechte:r Mitarbeiter:in.” könntest du dir zum Beispiel sagen: „Ja, ich mache auch manchmal Fehler. Doch ich gebe immer mein Bestes, bin fleißig und erziele gute Leistungen.” Auf diese Weise stärkst du deine Selbstachtung und erinnerst dich selbst daran, dass du trotz deiner Schwächen auch viele Stärken besitzt.

4. Eine akzeptierende Haltung einnehmen

Versuche im letzten Schritt, eine akzeptierende Haltung gegenüber deinem Kritiker einzunehmen – gerne auch mit einer Prise Humor. Dabei geht es nicht darum, seine Sichtweise zu übernehmen, sondern darum, die Kontrolle über dein eigenes Denken zu behalten. Schaut dich deine Kollegin z.B. gerade merkwürdig an und du spürst, wie der Kritiker wieder aufwacht? Dann begrüße ihn doch einfach mit einem Lächeln, einem Augenzwinkern und sag dir selbst: „Da bist du ja wieder, wie die tausend Mal zuvor.” Diese humorvolle Herangehensweise nimmt den Druck heraus und ermöglicht es dir, gemeinsam mit den positiven Gedanken aus den vorherigen Schritten deine selbstbewusste Seite zu stärken.

In diesem Beitrag hast du erfahren, dass der innere Kritiker ein ständiger Begleiter ist, den du nicht einfach loswerden kannst. Doch du kannst definitiv lernen, mit ihm umzugehen und seine Stimme in konstruktives Feedback zu verwandeln. Indem du dich deinen Ängsten stellst, deine Stärken erkennst und eine akzeptierende Haltung ihm gegenüber einnimmst, kannst du sein Potenzial als Freund und Berater nutzen. Denn letztendlich liegt es an dir, ob du seine Stimme als Hindernis oder als Ansporn empfindest. Wenn du mehr über dieses Thema erfahren möchtest oder weitere Tipps zum Umgang mit dem inneren Kritiker suchst, findest hier in der Mediathek zahlreiche weiterführende Beiträge. Begib dich auf die Reise, deinen inneren Kritiker zu verstehen und den Umgang mit ihm zu meistern. Viel Erfolg!
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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