Stresssymptome & ihre Auswirkungen

Beitrag
Fragst du dich, wie dein Körper auf Stress reagiert und wie sich das auf deine Gesundheit auswirken kann? Möchtest du wissen, welche körperlichen und mentalen Symptome auftreten können, wenn Stress über einen längeren Zeitraum andauert? In diesem Beitrag erhältst du Informationen rund um typische akute Stressreaktionen sowie die drei Ebenen der Stresssymptome. Außerdem lernst du einige kurz- und langfristige Auswirkungen von Stress kennen.
Hinweis: Grundsätzlich gibt es eine Unterscheidung zwischen Stressreaktionen und den Symptomen von Stress. Bei den Stressreaktionen handelt es sich um direkte (körperliche) Auswirkungen in einer akuten Stresssituation, wie z.B. in einem Konflikt. Viele Menschen verfügen aufgrund von starkem, chronischem Stress über eine wenig ausgeprägte Körperwahrnehmung und bemerken daher die direkte Reaktion auf Stress nur selten und/oder nehmen sie nicht ernst. Erst dann, wenn wir über einen längeren Zeitraum Stress erleben, werden aus den Stressreaktionen (verfestigte) Symptome.

Typische akute (körperliche) Stressreaktionen

Stressreaktionen sind die unmittelbaren körperlichen Antworten auf Stresssituationen. Eine der bekanntesten Stressreaktionen ist die Kampf oder Flucht (engl.: Fight or Flight) Reaktion. In dieser Reaktion mobilisiert dein Körper seine Ressourcen, um auf eine Bedrohung oder Stresssituation zu reagieren. Das sympathische Nervensystem wird aktiviert, was zu einer erhöhten Herzfrequenz, gesteigerten Atmung und vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin führt. Dieser Zustand ermöglicht es deinem Körper, schnell zu handeln, sei es durch den Kampf gegen die Bedrohung oder die Flucht vor ihr. Typische Stressreaktionen, die eher der Übererregung (Kampf & Flucht) zugeordnet werden, umfassen:
  • Vermeidung
  • Ablenkung und Flucht von stressigen Situationen
  • gesteigerte Aggression bzw. Wut
  • Nervosität oder Unruhe
  • den Drang zur Perfektion
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Impulsivität
  • Reizbarkeit
  • Schreckhaftigkeit
  • Zittern
Zusätzlich neigen Menschen in dieser Stressphase zu Suchtverhalten, Schlafstörungen und obsessivem Grübeln über stressige Situationen. Stressreaktionen, die hingegen eher der Untererregung (Starre & Anpassung) zugeordnet werden, umfassen:
  • Anpassung an stressige Situationen durch das Zurückstellen eigener Bedürfnisse
  • das Streben nach Harmonie
  • das Vermeiden von Konflikten
  • das Auftreten eines Gefühls der Hilflosigkeit
  • Schwierigkeiten, Nein zu sagen
  • ein distanziertes Gefühl der Abwesenheit
Dies kann zu Gedächtnisproblemen führen und die Neigung verstärken, Aufgaben aufzuschieben. Die Furcht vor Fehlern kann dazu führen, Entscheidungen zu meiden, begleitet von Selbstkritik und Schuldgefühlen.

3 Ebenen der Stresssymptome

Die eben genannten typischen Stressreaktionen der Über- bzw. Unterregung sind vielfältig und manifestieren – also verfestigen – sich auf drei Hauptebenen:
  1. Körperliche Ebene
  2. Mental-kognitive Ebene
  3. Verhaltensebene
In der nachfolgenden Übersicht sind Beispiele für Stresssymptome auf jeder dieser Ebenen aufgeführt, um dir einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Dimensionen von Stress zu geben. Wirf doch mal einen Blick in die Übersicht – bestimmt erkennst du einige Symptome bei dir wieder, wenn du dich gedanklich in eine stressige Situation (zurück)versetzt?
Aufgabe: Versuche, dir die Stresssymptome, die für dich persönlich am dominantesten sind, einzuprägen. Auf diese Weise kannst du sie leichter erkennen, wenn du erneut Stress erlebst, und so deine Fähigkeit zur Körperwahrnehmung stärken.
1. Körperliche Ebene:
  • Verspannungen in der Muskulatur. Kopfschmerzen und Migräne
  • Geschwächtes Immunsystem und Anfälligkeit für Infekte
  • Atembeschwerden wie Asthma oder Kurzatmigkeit
  • Zähneknirschen
  • Zittern, kalte Hände und Füße
  • Mangel an Kraft oder Energie
  • Schwierigkeiten beim Entspannen
  • Bluthochdruck
  • Verdauungsstörungen im Magen und Darm
  • Erhöhte körperliche Anstrengung
  • Massive körperliche Erschöpfung
2. Mental-kognititve Ebene:
  • Kreisende Gedanken
  • Nervosität und innere Unruhe
  • Innerer Druck
  • Gefühle von Verzweiflung, Unzufriedenheit und Unausgeglichenheit
  • Negative Emotionen wie Frustration, Wut und Angst
  • Gleichgültigkeit und Antriebslosigkeit
  • Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen
  • Ein Infragestellen des Lebenssinns
  • Negative Einstellungen und Denkmuster
  • Gedanken der Selbstzweifel oder Unsicherheit
  • Übermäßiges Grübeln über vergangene Ereignisse oder zukünftige Sorgen
  • Schwierigkeiten, klare Entscheidungen zu treffen und Prioritäten zu setzen
3. Verhaltensebene:
  • Schnell gereiztes und aggressives Verhalten
  • Ungeduld
  • Appetitlosigkeit
  • Unregelmäßiges Essen und Trinken
  • Schlafprobleme und Schlaflosigkeit
  • Schwierigkeiten beim Einschlafen
  • Chronische Müdigkeit
  • Tagträume oder Albträume
  • Sexuelle Funktionsstörungen oder Unlust
  • Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse
  • Erhöhter Konsum von Kaffee, Alkohol, Zigaretten etc.
  • Weniger Sport, Bewegung und Geselligkeit als gewünscht
Nachdem du nun deine typischen Stressreaktionen sowie Stresssymptome identifiziert hast, ist es im nächsten Schritt wichtig zu verstehen, welche kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen sie auf dich haben können.

Kurzfristige Auswirkungen von Stress

In Momenten akuter Belastung erlebst du eine vorübergehende Aktivierung deines Körpers, die zu gesteigerter Motivation und Leistungsfähigkeit führen kann. Dies geschieht durch eine verstärkte Fokussierung, die dein Gehirn stärker durchblutet und dir ermöglicht, Informationen schnell aufzunehmen und zu verarbeiten. Bei körperlichen Herausforderungen kann diese Reaktion besonders vorteilhaft sein, da Muskulatur, Herz-Kreislauf-System, Stoffwechsel und Atmung effizient auf erhöhte Anforderungen vorbereitet sind.
Allerdings gibt es auch Schattenseiten. Kurzfristiger Stress kann kreative Blockaden verursachen und den Zugang zu deinem Gedächtnis erschweren. Das liegt daran, dass die gesteigerte Durchblutung des Gehirns sowie die intensive Informationsverarbeitung rationales und kreatives Denken beeinträchtigen können. Deine grundlegenden Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Harndrang, Verdauung oder Sexualität treten in solchen Momenten möglicherweise in den Hintergrund, da die kognitive Fokussierung und körperliche Aktivierung vorübergehend andere Prioritäten setzen.

Langfristige Auswirkungen von (chronischem) Stress

Chronischer, also langfristiger Stress kann erhebliche und lang anhaltende Auswirkungen auf deine Leistungsfähigkeit und Gesundheit haben, da er sowohl deinen Körper als auch dein Gehirn nachhaltig verändert. Die folgenden langfristigen Konsequenzen sind von besonderer Bedeutung:
  • Veränderte Gehirnfunktion: Durch die anhaltende Belastung steigt der Cortisol-Gehalt in deinem Blut, was Zellen schädigen und die neuronalen Verbindungen in wichtigen Gehirnbereichen wie dem Hippocampus und dem präfrontalen Cortex beeinträchtigen kann. Dies hat zur Folge, dass deine Fähigkeiten zur Analyse und Entscheidungsfindung leiden. Die ständige Aktivität der Amygdala, auch als Dramaqueen bekannt, verstärkt zudem deine Stressreaktionen und erschwert es, angemessen auf verschiedene Situationen zu reagieren.
  • Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten: Chronischer Stress führt zu einer höheren Fehlerquote, verminderter Aufmerksamkeit und geringerer Konzentrationsfähigkeit. Deine Kreativität und Problemlösungsfähigkeit werden stark eingeschränkt. Darüber hinaus vernachlässigst du auch in längeren stressigen Phasen oft grundlegende Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Schlaf, Harndrang, Verdauung und Sexualität, da dein Körper die für die Stressbewältigung weniger wichtigen Funktionen drosselt.
Hinweis: Wenn du wissen möchtest, was genau bei einer Stressreaktion in deinem Gehirn passiert, wirf gerne einen Blick in den zugehörigen Beitrag.
Zusätzlich zu diesen direkten Auswirkungen bringt chronischer Stress weitere Herausforderungen mit sich:
  • Nicht verbrauchte Energie: Die durch den Stress mobilisierte Energie bleibt oft ungenutzt, da sie auf eine extreme körperliche Aktivität (s. o. Fight or Flight) vorbereitet, die in unserer modernen Welt selten vorkommt. Als Konsequenz kann dies zu gesundheitlichen Problemen führen, wie z.B. erhöhtem Blutdruck und chronischem Stress.
  • Chronifizierte Stressreaktion: Da die meisten Stressoren in unserer heutigen Gesellschaft eher lang anhaltend sind, fehlt oft die Zeit für ausreichende Erholung und Entspannung. Dies führt dazu, dass die Stressreaktion chronisch wird und das natürliche Regulationssystem für Cortisol (Hormon zur Steuerung des Energiestoffwechsels und der Stressbewältigung) außer Kraft gesetzt wird.
  • Geschwächtes Immunsystem: Die anhaltende Ausschüttung von Cortisol bei chronischem Stress schwächt dein Immunsystems, was deine Anfälligkeit für Krankheiten, z.B. gegenüber Infektionen, erhöht.
  • Gesundheitsschädliches Verhalten: Menschen neigen dazu, gesundheitsschädliches Verhalten wie ungesunde Ernährung, Alkohol- oder Drogenmissbrauch zur Bewältigung von chronischem Stress einzusetzen. Dies beeinträchtigt die allgemeine Belastbarkeit und erhöht das Risiko für Gesundheitsprobleme erheblich.
Diese langfristigen Auswirkungen stellen eine große Herausforderung für deinen Körper, deinen Geist und dein Verhalten dar und verdeutlichen, warum es so wichtig ist, chronischen Stress effektiv zu bewältigen.

In diesem Beitrag hast du erfahren, wie Stress deine Leistungsfähigkeit und Gesundheit beeinflusst. Kurzfristiger Stress kann vorübergehend zu gesteigerter Aktivierung führen, was in bestimmten Situationen von Vorteil sein sein, aber auch kreative Denkprozesse einschränken kann. Langfristiger, chronischer Stress hingegen führt zu dauerhaften Veränderungen in deinem Körper und Gehirn, die deine Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Zusätzlich kann Stress zu nicht verbrauchter Energie, einem geschwächten Immunsystem und gesundheitlichen Risikoverhalten führen, was langfristige Herausforderungen für dich und deine Gesundheit darstellt. Möchtest du nun mehr zum Thema Stress erfahren und beispielsweise dein eigenes Stresslevel herausfinden? In dieser Mediathek findest du eine Fülle an Informationen und Ressourcen, um dein Wissen über dieses Thema zu vertiefen, also schau doch einfach mal vorbei!
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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