Psychische Veränderungen während der Schwangerschaft

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Ab dem ersten Tag der Schwangerschaft entwickelt sich nicht nur das Ungeborene – auch das werdende Elternteil erlebt körperliche und psychische Veränderungen. Die Schwangerschaft kann eine Gefühls- und Gedankenachterbahn sein und daher mit psychischen Belastungen einhergehen. Ab dem Tag, an dem du von deiner Schwangerschaft erfährst sowie über den gesamten Schwangerschaftsverlauf hinweg, können von Zeit zu Zeit widerstrebende Gefühle in dir aufkommen: Werde ich ein gutes Elternteil sein? Kann ich alle Herausforderungen meistern? Bin ich gut vorbereitet? Solche Gefühle zu hegen, ist ganz normal und ein Ausdruck der Vorbereitung auf deine neue Elternrolle. Was genau sich verändert und welche Befindlichkeitsstörungen (umgangssprachlich auch Schwangerschaftsbeschwerden genannt) auftreten können, erfährst du im Folgenden.

Psychische Befindlichkeitsstörungen

Zu jeder Zeit während der Schwangerschaft können verschiedene Ängste auftauchen, die viele Ursachen haben und mit verschiedensten persönlichen Umständen zusammenhängen können: Vielleicht befindest du dich gerade in einer privaten Krise, hast Stress in deiner Beziehung, Probleme im Job oder andere Belastungen im Familienkreis. Wenn die Entbindung näher rückt, können vor allem bei gebärenden Personen mit schlechten Vorerfahrungen Geburtsängste auftauchen. Oder vielleicht hast du schon einmal eine Fehlgeburt erlitten und machst dir deshalb Sorgen. Auch eine vergangene oder noch akute Depression kann in Kombination mit der Schwangerschaft Auslöser für ein Angsterleben sein. Diese und ähnliche emotionale Extremzustände, die über einen längeren Zeitraum andauern, beeinflussen potenziell die Entwicklung des Ungeborenen (z.B. wie dieses später selbst auf Stress reagiert). Außerdem können psychische Erkrankungen der Mutter (bzw. des gebärenden Elternteils) mit einem erhöhten Risiko für Geburtskomplikationen, wie beispielsweise einem geringeren Geburtsgewicht oder Notkaiserschnitt, einhergehen. Auch nach der Geburt kann es zu Defiziten in der motorischen Entwicklung oder zu vermehrtem Schreien in der Säuglingsphase kommen.

All das spricht umso mehr dafür, eine psychische Belastung in der Schwangerschaft ernst zu nehmen und rechtzeitig zu behandeln. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und sich Gutes zu tun. Was das ist, ist sehr abhängig von dir als (werdendes) Elternteil und deinen Vorlieben. Die folgenden Ideen können dir z.B. als Inspiration dienen:
  • eine kleine Auszeit nehmen und ein Gespräch mit dem Baby im Bauch führen
  • den Bauch massieren (lassen)
  • einen Spaziergang machen
  • leckeres Essen genießen
  • etwas für das Baby kaufen oder basteln
  • Entspannungsverfahren (z.B. Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung) mit Rücksicht auf den wachsenden Bauch ausprobieren
Wusstest du, dass bis zu 20 % aller schwangeren Personen an Depressionen leiden? Von Angststörungen ist sogar jede vierte schwangere Person betroffen. Psychische Auffälligkeiten während der Schwangerschaft sind keine Seltenheit - scheue dich also nicht davor, dir bei deiner gynäkologischen Praxis Beratung einzuholen, solltest du etwaige Stimmungsschwankungen oder Veränderungen deiner Psyche bei dir wahrnehmen. Vielen Betroffenen hilft eine beratende Begleitung während der Schwangerschaft sehr.

Auswirkungen körperlicher Veränderungen auf die Stimmung

Mit dem Wissen, dass sich dein Körper jetzt verändern und bald ein kleines Menschlein in deinem Leben dazu stoßen wird, können ebenfalls Ängste und Fragen in der Schwangerschaft auftreten: Wie verändert sich mein Körper während des Schwangerseins? Was passiert während und nach der Geburt mit meiner Vagina? Wie wird der Sex nach der Geburt sein? Wie werden meine Brüste bzw. wie wird mein Oberkörper nach der Stillzeit aussehen? Kann ich nach der Geburt wieder normal Sport machen? Wenn du solche Gedanken hegst, kann es hilfreich sein, sich darauf zu fokussieren, welches Wunder der eigene Körper vollbringt, statt einen leistungsorientierten Blick auf Äußerlichkeiten zu werfen. Frage dich stattdessen beispielsweise: Bin ich wirklich glücklicher ohne Dehnungsstreifen? Worauf freue ich mich besonders in der Elternschaft? Du wirst merken, dass in den Wochen und Monaten während der Schwangerschaft und nach der Geburt andere Dinge viel wichtiger sind, für die Zeit und Geduld der Schlüssel sind.

Dazu kommt, dass vor allem die Veränderung deines Hormonhaushalts für Stimmungslabilität während der Schwangerschaft sorgt: Mal ist die Vorfreude, ein Kind zu bekommen, riesig, mal wiederum übermannen dich Ängste, Sorgen, Zweifel und Unsicherheit. Dabei werden nicht nur du als schwangere Person, sondern auch dein:e Partner:in und dein soziales Umfeld vor eine neue Lebenssituation – geprägt von intensiven Gefühlen – gestellt.
Während der Schwangerschaft befindest du dich in einem Wechselbad der Gefühle und es kann sein, dass du dich von den emotionalen Berg- und Talfahrten manchmal überfordert fühlst. Das ist total in Ordnung. Versuche, über deine Gefühle zu sprechen, anstatt sie zu unterdrücken, und du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit auf mehr Verständnis in deinem Umfeld stoßen, als du dir jetzt vorstellen kannst. Zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, solltest du nicht mehr weiterwissen.

Methoden zur Steigerung des Wohlbefindens

Für viele werdende Elternteile ist ganz besonders die Mitte der Schwangerschaft die wohl schönste Zeit. Da sich die meisten schwangeren Personen im ersten Drittel mit der neuen Rolle auseinandergesetzt haben und die anfängliche Mattigkeit vorüber ist, können ab jetzt erste Vorbereitungen für das Leben mit dem Kind getroffen werden. In den letzten Wochen vor der Geburt hingegen können neben den körperlichen Einschränkungen erneut Unsicherheiten und Ängste im Hinblick auf die eigene Gesundheit und die bevorstehende Geburt entstehen. Während an den naturgegebenen hormonellen Schwankungen zwar meist nicht viel auszurichten ist, kann das Wohlbefinden in der Schwangerschaft beispielsweise mit folgenden Methoden gesteigert werden:
  • Mit Ritualen in der Schwangerschaft für Ausgeglichenheit sorgen und neue Energie tanken: Dazu gehören z.B. ein entspannendes Bad, die morgendliche und abendliche Hautpflege, ein Aufsteh-Ritual oder eine mentale Reise zu deinem Baby.
  • Den Nährstoffhaushalt in Balance halten: Zu den wichtigen Nährstoffen, die Gesundheit und Wohlbefinden in der Schwangerschaft fördern, gehören Vitamine (A, C, B12), Kalzium, Eisen, Jod und Folsäure, die sich alle über eine ausgewogene Ernährung zuführen lassen.
  • Regelmäßige Bewegung und schonende sportliche Betätigung in den Alltag integrieren: Dadurch werden deine Muskulatur sowie dein Herz-Kreislauf-System gestärkt und gleichzeitig mögliche Rückenbeschwerden, das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und eine ungesunde Gewichtszunahme reduziert. Das Bewegungsprogramm (Dauer, Effektivität und Sportarten) sollte vorab unbedingt mit deiner ärztlichen Fachperson abgesprochen werden.
  • Stress vermeiden: Um häufige Stressphasen in der Schwangerschaft zu umgehen, ist der Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses ratsam, in dem du Fragen zu deinen Sorgen und Ängsten stellen kannst. Außerdem können regelmäßige Dehnungen und Meditationen für einen entspannten Körper und Geist sorgen.
Wie du merkst, gibt es eine Reihe an psychischen Veränderungen, denen du dich während deiner Schwangerschaft stellen musst. In dieser Zeit haben vor allem enge persönliche Beziehungen einen hohen Stellenwert im Leben der schwangeren Person, da ihnen so Zuwendung, Verständnis und Vertrauen entgegengebracht wird. Darüber hinaus ist für einen guten Verlauf der Schwangerschaft eine vertrauensvolle Beziehung zur betreuenden Ärztin bzw. zum betreuenden Arzt sowie zur Hebamme essentiell. Neben deiner gynäkologischen Praxis oder Hebamme kannst du jederzeit die hier aufgeführten Ansprechpersonen – auf Wunsch auch anonym – kontaktieren, denn bei ausgeprägten psychischen Veränderungen und Unsicherheiten kann ein unterstützendes, beratendes Gespräch helfen.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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